Geist des Konzils: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''Geist des Konzils''' ist bereits während des [[2. Vatikanum]]s entstanden. Gemeint war damit der Geist der Öffnung zur Welt, des [[aggiornamento]], des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und des kirchlichen Engagements für einen neuen [[Humanismus]]. Immer wieder berufen sich bis heute verschiedene Theologen und sogar Bischöfe auf diesen vermeintlichen "Geist", der allerdings mit dem Konzil selber oft nichts zu tun hat, sondern eher im Bereich des eigenen Wunschdenkens bzw. der antikirchlichen Irrlehren anzusiedeln ist. Man kann allerdings auch aufrichtig vom ''Geist des Konzils'' sprechen. Es kommt auf den Einzelfall an.
 
Der Begriff '''Geist des Konzils''' ist bereits während des [[2. Vatikanum]]s entstanden. Gemeint war damit der Geist der Öffnung zur Welt, des [[aggiornamento]], des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und des kirchlichen Engagements für einen neuen [[Humanismus]]. Immer wieder berufen sich bis heute verschiedene Theologen und sogar Bischöfe auf diesen vermeintlichen "Geist", der allerdings mit dem Konzil selber oft nichts zu tun hat, sondern eher im Bereich des eigenen Wunschdenkens bzw. der antikirchlichen Irrlehren anzusiedeln ist. Man kann allerdings auch aufrichtig vom ''Geist des Konzils'' sprechen. Es kommt auf den Einzelfall an.
  
=== Das 'wahre' Konzil ===  
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==Versuchte aufrichtige Verwendung des Begriffes==
  
Das wahre Konzil sei der "Geist des Konzils"? Denn man könne das Konzil nicht auf den bloßen Buchstaben seiner (ungelesenen) Texte reduzieren? Das eigentliche Reformwerk der Konzilsväter gehe weit darüber hinaus? So geht's nicht. Nach diesem Muster können seit Jahrzehnten alle möglichen Leute die unmöglichsten Dinge als "Früchte" des Konzils ausgeben, die zwar nicht in den Konzilstexten zu finden sind, aber angeblich dem "Geist des Konzils" entsprechen: die Laienpredigt, die Weihe von Diakoninnen, die Abschaffung des Latein, die antisakramentale Leugnung des Opfercharakters der heiligen Messe, auch Interkommunion, Religionspluralismus, die Mitwirkung der Laien bei der Bischofsfindung und so weiter. Dieser "Thesenanschlag" dient im Endeffekt nur der Zerstörung der katholischen Identität als der supranationalen Herde Christi und will die Religion zur Privatsache herabwürdigen.
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In der Ansprache während der 8. Öffentlichen Sitzung des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] am 18. November 1965 legte [[Paul VI.]] dem ''[[aggiornamento]]'' eine neue Bedeutung zu: ''aggiornamento'' will von jetzt an sagen: alles klug mit dem Geist des Konzils durchdringen und gewissenhaft die Normen anwenden, die es aufgestellt hat. Wir glauben, dass diese neue Psychologie der Kirche sich in diesem Sinne entwickeln muss."<ref>in: [[Herder-Korrespondenz]], Heft 1, Jg. 20 (1966), S. 52.</ref>
  
=== Stimmen zum Konzilsgeist ===
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== Das ''wahre'' Konzil ==  
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Unter Berufung auf den "Geist des Konzils", wurden und werden Reformen gefordert, oder durchgeführt, die sich nicht oder nur teilweise durch die Konzilstexte rechtfertigen lassen. Hierzu zählen: die Abschaffung der [[Liturgiesprache|lateinischen Sprache im Gottesdienst]], die Laienpredigt, die Weihe von Diakoninnen, die [[Interkommunion]] sowie die Mitwirkung der Laien bei der Bischofsfindung. 
  
Papst [[Benedikt XVI.]] sagte bereits in seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" über den "Geist des Konzils": "Diesem 'wahren Konzil', so jedenfalls meine Diagnose, stellte man schon während der Sitzungen und mehr und mehr dann in der darauffolgenden Zeit einen angeblichen 'Geist des Konzils' entgegen, der in Wirklichkeit ein wahrer 'Ungeist' ist. Nach diesem Konzils-Ungeist wäre alles, was 'neu' ist (oder angeblich neu ist: denn wie viele alte Häresien sind in diesen Jahren wieder aufgetaucht, die als Neuheit ausgegeben wurden!), immer und in jedem Fall besser als das, was gewesen ist oder was ist. Es ist der Ungeist, der die Kirchengeschichte erst mit dem II. Vatikanum als einer Art Nullpunkt beginnen läßt."
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== Stimmen zum Konzilsgeist ==
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Papst [[Benedikt XVI.]] sagte bereits in seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" über den "Geist des Konzils": "Diesem 'wahren Konzil', so jedenfalls meine Diagnose, stellte man schon während der Sitzungen und mehr und mehr dann in der darauffolgenden Zeit einen angeblichen 'Geist des Konzils' entgegen, der in Wirklichkeit ein wahrer 'Ungeist' ist. Nach diesem Konzils-Ungeist wäre alles, was 'neu' ist (oder angeblich neu ist: denn wie viele alte Häresien sind in diesen Jahren wieder aufgetaucht, die als Neuheit ausgegeben wurden!), immer und in jedem Fall besser als das, was gewesen ist oder was ist. Es ist der Ungeist, der die Kirchengeschichte erst mit dem II. Vatikanum als einer Art Nullpunkt beginnen läßt."<ref>[[Joseph Kardinal Ratzinger]], Zur Lage des Glaubens, Ein Gespräch mit Vittorio Messori, [[Verlag Neue Stadt]] GmbH, München 1985, S. 32.</ref>
  
 
== Konzilskommentar aus dem "Geist" des Konzils ==
 
== Konzilskommentar aus dem "Geist" des Konzils ==
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[[Peter Hünermann]] und [[Bernd-Jochen Hilberath]] (Tübinger Professoren; letzterer der Lehrstuhlnachfolger von [[Hans Küng]]). brachten 2006 einen lang vorbereiteten Kommentar (fünf Bände) zum [[II. Vatikanum]] mit dem Titel "Der Geist des Konzils" heraus. Der Kommentar will der jungen [[Theologe]]n-Generation den "Geist des Konzils" zugänglich machen. Der Kommentar wurde demonstrativ [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] übergeben (am Rande einer [[Generalaudienz]]) und von dem ehem. Tübinger Professor [[Kardinal]] [[Walter Kasper]] in [[Rom]] vorgestellt.
  
Im Juni 2005 berichtete die Internetzeitung [[kath.net]], dass Rom gewillt sei, mit dem "nebulösen" Konzilsgeist "aufzuräumen". Fast wie als Antwort darauf, brachten [[Peter Hünermann]] und [[Bernd-Jochen Hilberath]] (Tübinger Professoren; letzterer der Lehrstuhlnachfolger von [[Hans Küng]]) 2006 einen lang vorbereiteten Kommentar (fünf Bände) zum [[II. Vatikanum]] mit dem Titel "Der Geist des Konzils" heraus. Der Kommentar will der, gegen 68-er Launen resistenten jungen Theologen-Generation den "Geist des Konzils" zugänglich machen. Der Kommentar wurde demonstrativ [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] übergeben (am Rande einer Generalaudienz) und von dem Ex-Tübinger Ex-Professor [[Kardinal]] [[Walter Kasper]] in [[Rom]] vorgestellt.
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[[Bischof]] [[Gebhard Fürst]] würdigte den Kommentar mit den Worten: "Eine [[Theologie]], die aus Geist und Erbe des Konzils schöpft, bleibt stets jung und belebend und kommt unserer Kirche wie eine Erinnerung aus der Zukunft als bleibende Mahnung für ausstehende Reformanliegen entgegen." Diesem Geist entsprechend müsse die Stellung und Verantwortung der [[Laie]]n in der Kirche von neuem betont und die missionarische Kirche gestärkt werden.<ref>[http://www.drs.de/service/presse/a-bischof-fuerst-wuerdigt-neuen-konzils-komm-00003051.html Bischof Fürst würdigt neuen Konzils-Kommentar] www.drs.de am 23. Februar 2006</ref>
  
[[Bischof]] [[Gebhard Fürst]] würdigte den Kommentar mit den Worten: "Eine [[Theologie]], die aus Geist und Erbe des Konzils schöpft, bleibt stets jung und belebend und kommt unserer Kirche wie eine Erinnerung aus der Zukunft als bleibende Mahnung für ausstehende Reformanliegen entgegen." Diesem Geist entsprechend müsse die Stellung und Verantwortung der [[Laie]]n in der Kirche von neuem betont und die missionarische Kirche gestärkt werden. <br>
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== Literatur ==
 
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* [[Otto von Habsburg]]: Der Zeitgeist in [[Kirche]] und [[Welt]], [[Lins Verlag]] (1980).
=== Kommentar zum Kommentar ===
 
 
 
Peter Hünermann, gewissermaßen zum "Sprachrohr" der Mehrheitsmentalität unter deutschen Theologieprofessoren aufgerückt (die es, so die Kritik, anscheinend nicht ertragen können, dass sie zwar ihre "Wissenschaft" ruiniert haben, ersatzweise aber nicht restlos das Kommando in der Kirche übernehmen können), bevorzugt "synodale Prozesse" nach altkirchlichen Vorbild. Ein romantisch-sympathischer Gedanke.  Die  Ereignisse wie 2008 um die [[Kirche von England]] werfen nicht gerade ein gutes Licht auf diese "Prozesse", die allzu leicht manipuliert werden können. Jede etwaige Fremdsteuerung durch ein doch nur makaberes ''silentium obsequiosum'' gegenüber der drohenden Diktatur des [[Relativismus]] (vgl. DH 3883 ff.) müsste einmütig von allen "Synodalen" vermieden werden.
 
 
 
:Die Verklärung des "Aufbruchs" der 1960-er Jahre mutet heute nicht mehr zeitgemäß an. So ähnlich wie Fürst Hünermann und Hilberath müssen sich wohl Kriegsveteranen der ''Guten Alten Zeit'' (vor 1914) am Sedantag gefühlt haben, als sie ihre alten Schlachtenlieder sangen. Aber, gottlob, die Zeit lässt jede "Jugendbewegung" welken und auch alle verlegten Papiere vergilben.
 
 
 
Übrigens: Der Vorwurf, Rom ginge hinter "das Konzil" zurück wurde zum ersten Mal nach dem 4. November 1963 (!) erhoben, als Papst [[Paul VI.]] sein (erstes) Apostolisches Schreiben, über die Großtat der tridentinischen Seminare [[Summi Dei Verbum]], ankündigte. Das hatte wahrscheinlich noch der [[Karl Borromäus]]-Forscher [[Johannes XXIII.]] durch die Studienkongregation vorbereiten lassen. Es wird seither totgeschwiegen, vor allem in der [[Priesterausbildung]].
 
 
 
== Kommentar zum Kommentar zum Kommentar ==
 
 
 
Das Problem lautet: [[Konziliarismus]]. So gut wie keiner redet darüber, so gut wie alle handeln danach. Allerdings ist die wesentliche Intuition und Bedeutung des II. Vatikanum die ''Abschaffung des Konziliarismus'' gewesen, jedenfalls nach Maßgabe von Papst [[Johannes XXIII.]] Er sah das Konzil in erster Linie als Feier an, um vor der Welt ein ''Zeichen der Einheit'', durchaus auch im ökumenischen Sinn,  zu setzen und gewisse Anpassungen (aggiornamenti) zu verfügen.
 
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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* [http://www.kath.net/news/10839 Der nebulöse Konzilsgeist] [[Kath.net]] am 25. Juni 2005
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* [http://www.kath.net/news/11534 Konzils- und Synodengeist] [[Kath.net]] am 22. September 2005
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* [http://www.kath.net/news/11314 Georg Ratzinger zum Geist des Konzils] [[Kath.net]] am 23. August 2005
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* [http://www.kath.net/news/9049 Progressiv hinters Konzil zurück?] [[Kath.net]] am 30. November 2004
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* [http://www.kath.net/news/23015 Papst Benedikt XVI: Der wahre Geist des Konzils ist kontinuierliches Wachstum] [[Kath.net]] am 27. Mai 2009
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* [http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/audiences/1965/documents/hf_p-vi_aud_19651229_it.html Paul VI.: ''Lo spirito del Concilio'' (Audienz 29.12.1965, ital.)]
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* [http://www.kath-info.de/geistdeskonzils.html Der Geist des Konzils] bei [[Kath-info]], von Bischof [[Rudolf Voderholzer]]
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* [https://www.kath.net/news/78237 Linksliberale Theologen meinen : Opposition gegen Franziskus ist Opposition gegen II. Vaticanum] [[Kath.net]] am 28. April 2022
  
*[http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/audiences/1965/documents/hf_p-vi_aud_19651229_it.html Paul VI.: ''Lo spirito del Concilio'' (Audienz 29.12.1965, ital.)]
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== Anmerkungen ==
*[http://www.kath.net/detail.php?id=10839 Der nebulöse Konzilsgeist]
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<references />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=11534 Konzils- und Synodengeist]
 
*[http://www.kath.net/detail.php?id=11314 Georg Ratzinger zum Geist des Konzils]
 
*[http://www.kath.net/detail.php?id=9049 Progressiv hinters Konzil zurück?]
 
  
[[Kategorie:Irrlehren]]
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[[Kategorie: II. Vatikanum]]
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[[Kategorie: Irrlehren]]

Aktuelle Version vom 28. April 2022, 09:39 Uhr

Der Begriff Geist des Konzils ist bereits während des 2. Vatikanums entstanden. Gemeint war damit der Geist der Öffnung zur Welt, des aggiornamento, des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und des kirchlichen Engagements für einen neuen Humanismus. Immer wieder berufen sich bis heute verschiedene Theologen und sogar Bischöfe auf diesen vermeintlichen "Geist", der allerdings mit dem Konzil selber oft nichts zu tun hat, sondern eher im Bereich des eigenen Wunschdenkens bzw. der antikirchlichen Irrlehren anzusiedeln ist. Man kann allerdings auch aufrichtig vom Geist des Konzils sprechen. Es kommt auf den Einzelfall an.

Versuchte aufrichtige Verwendung des Begriffes

In der Ansprache während der 8. Öffentlichen Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 18. November 1965 legte Paul VI. dem aggiornamento eine neue Bedeutung zu: aggiornamento will von jetzt an sagen: alles klug mit dem Geist des Konzils durchdringen und gewissenhaft die Normen anwenden, die es aufgestellt hat. Wir glauben, dass diese neue Psychologie der Kirche sich in diesem Sinne entwickeln muss."<ref>in: Herder-Korrespondenz, Heft 1, Jg. 20 (1966), S. 52.</ref>

Das wahre Konzil

Unter Berufung auf den "Geist des Konzils", wurden und werden Reformen gefordert, oder durchgeführt, die sich nicht oder nur teilweise durch die Konzilstexte rechtfertigen lassen. Hierzu zählen: die Abschaffung der lateinischen Sprache im Gottesdienst, die Laienpredigt, die Weihe von Diakoninnen, die Interkommunion sowie die Mitwirkung der Laien bei der Bischofsfindung.

Stimmen zum Konzilsgeist

Papst Benedikt XVI. sagte bereits in seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" über den "Geist des Konzils": "Diesem 'wahren Konzil', so jedenfalls meine Diagnose, stellte man schon während der Sitzungen und mehr und mehr dann in der darauffolgenden Zeit einen angeblichen 'Geist des Konzils' entgegen, der in Wirklichkeit ein wahrer 'Ungeist' ist. Nach diesem Konzils-Ungeist wäre alles, was 'neu' ist (oder angeblich neu ist: denn wie viele alte Häresien sind in diesen Jahren wieder aufgetaucht, die als Neuheit ausgegeben wurden!), immer und in jedem Fall besser als das, was gewesen ist oder was ist. Es ist der Ungeist, der die Kirchengeschichte erst mit dem II. Vatikanum als einer Art Nullpunkt beginnen läßt."<ref>Joseph Kardinal Ratzinger, Zur Lage des Glaubens, Ein Gespräch mit Vittorio Messori, Verlag Neue Stadt GmbH, München 1985, S. 32.</ref>

Konzilskommentar aus dem "Geist" des Konzils

Peter Hünermann und Bernd-Jochen Hilberath (Tübinger Professoren; letzterer der Lehrstuhlnachfolger von Hans Küng). brachten 2006 einen lang vorbereiteten Kommentar (fünf Bände) zum II. Vatikanum mit dem Titel "Der Geist des Konzils" heraus. Der Kommentar will der jungen Theologen-Generation den "Geist des Konzils" zugänglich machen. Der Kommentar wurde demonstrativ Papst Benedikt XVI. übergeben (am Rande einer Generalaudienz) und von dem ehem. Tübinger Professor Kardinal Walter Kasper in Rom vorgestellt.

Bischof Gebhard Fürst würdigte den Kommentar mit den Worten: "Eine Theologie, die aus Geist und Erbe des Konzils schöpft, bleibt stets jung und belebend und kommt unserer Kirche wie eine Erinnerung aus der Zukunft als bleibende Mahnung für ausstehende Reformanliegen entgegen." Diesem Geist entsprechend müsse die Stellung und Verantwortung der Laien in der Kirche von neuem betont und die missionarische Kirche gestärkt werden.<ref>Bischof Fürst würdigt neuen Konzils-Kommentar www.drs.de am 23. Februar 2006</ref>

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

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