Marcel Lefebvre: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Marcel Lefèbvre [[CSSp]] ''' (* [[29. November]] [[1905]] in Tourcoing, [[Frankreich]]; † [[25. März]] [[1991]] in Martigny, [[Schweiz]]) war ein Außenseiter-Bischof der katholischen Kirche (Ebf. em. von Dakar, Tit. Ebf. em., Tit. Ebf. em., Ebf. bzw. Bf. em. von Tulle, Tit. Bf. em.), und em. Generaloberer, der 1976 suspendiert und 1988 von Papst [[Johannes Paul II.]] als [[Exkommunikation|exkommunziert]] erklärt wurde (vgl. [[DH]] 4820-23).
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'''Marcel Lefèbvre [[CSSp]] ''' (* [[29. November]] [[1905]] in Tourcoing, Frankreich; † [[25. März]] [[1991]] in Martigny, [[Schweiz]]) war ein [[Erzbischof]] der katholischen Kirche (Ebf. em. von Dakar, Tit. Ebf. em., Tit. Ebf. em., Ebf. bzw. Bf. em. von Tulle, Tit. Bf. em.), und em. Generaloberer.
  
== Biographie ==
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== Biografie ==
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[[Datei:Lefebvre.jpg|miniatur|Erzbischof Lefebvre auf einer Briefmarke der österreichischen Post]]
  
[[Image:Lefebvre.jpg|thumb|left|Kuriosität]]Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich geboren. Er studierte u.a. in Rom, trat 1931 dem Orden der [[Spiritaner]] bei nachdem er 1929 in Lille zum [[Priester]] geweiht worden war (1947 zum Bischof). Er wandte sich nach der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. Als erfolgreicher Leiter des Priesterseminars in Gabun rückte er in der Nachkriegszeit in den Episkopat auf und versah diverse Dienste, bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar (Senegal). Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst [[Pius XII.]] zum ersten [[Erzbischof]] von Dakar ernannt. Als Gegner der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen war er nach verdienstreichen Jahren in Afrika nicht mehr tragbar. Daher ernannte ihn Papst [[Johannes XXIII.]] Anfang 1962 zum Erzbischof-Bischof von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der [[Spiritaner]] gewählt wurde. Als solcher nahm er am II. Vatikanum teil. Der sechsfach emeritierte Lefebvre vereinigte im Laufe seines unruhigen Lebens, wenn auch nicht kumulativ, insgesamt 3 Bischofstitel (zuletzt "Emeritus" von Tulle separat mitgezählt) und 3 Erzbischofstitel auf seine Person.  
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[[Marcel]] Lefebvre wurde am [[29. November]] [[1905]] als Sohn der katholischen Eheleute René und Gabrielle Lefebvre, geborene Watine, geboren. Getauft wurde er am nächsten Tag, dem Fest des gekreuzigten [[Apostel]] [[Andreas]], getragen von seinem Onkel, Louis Watine-Duthoit und seiner Tante, Marguerite Lemaire-Lefebvre und erhielt den Namen Marcel Francois Marie Joseph Lefebvre. Die Erstkommunion erhielt der kleine Marcel mit sechs Jahren am [[25. Dezember]] [[1911]]. Im [[Oktober]] [[1915]] kam Marcel ins  Gymnasium des Herz-Jesu-Kollegs in Tourcoing bei Roubix im [[Bistum]] Lille. Sein [[Theologie]]studium absolvierte er am französichen Priesterseminar in [[Rom]] ([[Séminaire Pontifical Français de Rome]]) unter [[Henri Le Floch]] und trat [[1931]] der Kongregation der Väter vom Heiligen Geist ([[Spiritaner]]) bei, nachdem er zuvor im Jahre 1929 in Lille zum [[Priester]] geweiht worden war. Er wandte sich [[1932]] der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. In Gabun war er zunächst Professor für [[Dogmatik]] und [[Exegese]] im [[Priesterseminar]] Libreville, ab [[1934]] zusätzlich auch erfolgreich Regens.  
  
=== Auf dem Weg in den Integralismus ===
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[[1947]] wurde Lefebvre zum Apostolischen Vikar von Dakar (Senegal) ernannt und zum [[Bischof]] geweiht. Anschließend versah er diverse Dienste als [[Titularerzbischof]] und Apostolischer Delegat für Französisch-Afrika, gründete bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar 62 Bistümer und leitete vier [[Bischofskonferenz]]en. Am [[14. September]] [[1955]] wurde Marcel Lefebvre durch [[Papst]] [[Pius XII.]] zum ersten [[Erzbischof]] von Dakar ernannt, was ihn zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des christianisierten Afrika machte. Nach verdienstreichen Jahren ernannte ihn Papst [[Johannes XXIII.]] zunächst zum Päpstlichen Thronassistenten und Anfang 1962 zum [[Erzbischof]] von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der [[Spiritaner]] - einer Kongregation, die damals über 60 Bischöfe zählte - gewählt wurde. Als solcher nahm er am [[II. Vatikanum]] teil, nachdem ihn [[Papst]] Johannes XXIII. schon [[1960]] zum Mitglied der zentralen Vorbereitungskommission des Konzils berufen hatte. Der sechsfach emeritierte Lefebvre vereinigte im Laufe seines Lebens, wenn auch nicht kumulativ, insgesamt 3 Bischofstitel (zuletzt "Emeritus" von Tulle separat mitgezählt), 3 Erzbischofstitel und den Ehrentitel des Päpstlichen Thronassistenten auf seine Person.
  
Er verfasste mehrere kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiekonstitution des Konzils und stimmte auch fast allen, vielleicht sogar allen übrigen Dokumenten zu. Wegen nachkonziliarer (!) Konflikte in seinem Orden trat er am 29. Oktober [[1968]] vom Amt des Generaloberen zurück. In der konfliktreichen Stimmung der 1968-er Jahre fand er alsbald Zuspruch für seine reformfeindliche Haltung. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten „Priesterbruderschaft St. [[Pius X.]]“ (siehe: [[Piusbruderschaft]]), die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Ecône (Schweiz) wirkte.  
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== Anbahnung von Opposition gegen das Zweite Vatikanische Konzil ==
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Enttäuscht über den Verlauf des Konzils war er Mitbegründer des ''"Coetus internationalis patrum"'', eines Zusammenschlusses der konservativen Konzilsväter, dem 250 Mitglieder angehörten. Zu den bedeutendsten Mitgliedern des ''Coetus'' gehörte beispielsweise Kardinal [[Alfredo Ottaviani]]. Auf dem Konzil verfasste Erzbischof Lefebvre zahlreiche kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiekonstitution des Konzils und stimmte auch fast allen übrigen Dokumenten zu, da die Tragweite der "Reformen" noch nicht absehbar war. Wegen nachkonziliarer Konflikte in seinem Orden (z.B. sollte ihm die Leitung des Generalkapitels untersagt werden) trat er am 29. Oktober [[1968]] vom Amt des Generaloberen zurück. In der konfliktreichen Stimmung der 1968er Jahre fand er alsbald Zuspruch für die seine aufgrund schwerwiegender nachkonziliarer Missbräuche entwickelten kritischen Haltung. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]], die zunächst vor allem als Trägerin eines [[Priesterseminar]]s tridentinischer Prägung in Ecône (Schweiz) wirkte.  
  
Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine massive Ablehnung der [[Liturgiereform]]. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 stellte er die These auf, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne. Diese militante Position zwang den Hl. Stuhl zu einer forcierten Durchsetzung des [[Missale Romanum]] von 1970. Papst [[Paul VI.]] sah sich 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen dazu gezwungen, Lefebvre von seinen Ämtern zu suspendieren. Dieser leistete keinen Gehorsam, obwohl ihn der Papst abermals im September 1976 in Privataudienz empfing.  
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Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine Ablehnung der umstrittenen [[Liturgiereform]]. Lefebvre berief sich dabei auf die Ottaviani-Intervention, die von Kardinal [[Alfredo Ottaviani]] ausgearbeitet worden war, und die Liturgiereform tiefgreifend kritisierte. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 erklärte Lefebvre, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne, da sie den [[Glaube]]n an die [[Realpräsenz]] schwäche. Der [[Heiliger Stuhl|Heilige Stuhl]] reagierte mit einer forcierten Durchsetzung des [[Missale Romanum]] von 1969. Papst [[Paul VI.]] suspendierte Marcel Lefebvre am 22. Juli 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen von seinen Ämtern. Aus der Sicht Lefebvres war die Suspension jedoch ungültig, da der einzige Grund seiner Suspendierung sein Festhalten an der vorkonziliaren Tradition der Kirche war.
  
Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 (lat., in: ''Insegnamenti di Paolo VI'', Bd. XIV (1976), 810-823; Auszug (dt.) unten) stellte der Papst definitiv fest, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm neu eingeführten, absolut falschen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Durch vier gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogene und damit unerlaubte Bischofsweihen im Jahr 1988 hatte sich Lefebvre als Tatstrafe die [[Exkommunikation]] zugezogen, wie Papst [[Johannes Paul II.]] am 2. Juli im Apostolischen Schreiben ''Ecclesia Dei'' feststellte und die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilte.
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Im September 1976 empfing ihn der Papst abermals in Privataudienz, Erzbischof Lefebvre blieb aber bei seinen Positionen, da er den Glauben durch die nachkonziliaren Veränderungen in Gefahr sah.
  
=== Zur liturgischen Frage ===
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Mit Schreiben vom [[11. Oktober]] [[1976]] (lat., in: ''Insegnamenti di Paolo VI'', Bd. XIV (1976), 810-823; siehe Weblinks unten) erklärte der Papst, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm vertretenen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Erzbischof Lefebvre entgegnete in seinem Brief vom [[3. Dezember]] [[1976]] an Papst Paul VI., die "schmerzliche Feststellung der Unvereinbarkeit zwischen den Grundsätzen des neuen Kurses und der Überlieferung oder dem Lehramt der Kirche" zwinge ihn zu leidvoller Ablehnung der Reformen, erklärte aber gleichzeitig: "So sehr möchte ich mit dem Stellvertreter Christi und Nachfolger Petri übereinstimmen und ihm vollkommen unterworfen sein, wie ich es, so glaube ich, mein ganzes Leben lang war".
  
Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den fast 500 Priestern der Lefebvre-Bruderschaft. Diese verlangt vielmehr die "Rückkehr" Roms zu einer vom [[Integralismus]] geprägten Identität. Da Rom aber nie im vollen Sinn des Begriffs integralistisch orientiert war, kann der Vatikan auf diese Forderung nicht eingehen, zumal sie die Erfüllung des kirchlichen Auftrags weltweit unmöglich machen würde. Aus römischer Sicht verbreitete Lefebvre eine Lesart der katholischen Tradition, die nicht dem kirchlichen Selbstverständnis entspricht (und diesem ''auch in früheren Zeiten'' nicht entsprochen hätte).
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== Die unerlaubten Bischofsweihen ==
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Immer wieder schrieb der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal [[Joseph Ratzinger]] an Erzbischof Lefebvre und leitete im Auftrag des Papstes Verhandlungen, die schließlich zum sogenannten Protokoll vom 5. Mai 1988 führten. Darin heißt es u.a.: "Ich, Marcel Lefebvre, emeritierter Erzbischof-Bischof von Tulle sowie Mitglied der von mir gegründeten [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]], verspreche der katholischen Kirche und dem Bischof von Rom, ihrem Obersten Hirten, dem Stellvertreter Christi, dem Nachfolger des hl. Petrus und seinem Primat als Oberhaupt der Gesamtheit der Bischöfe, immer treu zu sein; erkläre, die in Nummer 25 der Dogmatischen Konstitutionen "[[Lumen Gentium]]" des [[II. Vatikanum|Zweiten Vatikanischen Konzils]] enthaltene Lehre über das kirchliche Lehramt und die ihm geschuldete Zustimmung anzunehmen. Hinsichtlich gewisser, vom Zweiten Vatikanischen Konzil gelehrten Punkte oder gewisser nach dem Konzil erfolgten Reformen der Liturgie und des Kultes, die uns mit der Tradition schwer vereinbar erscheinen, verpflichten wir uns, bei deren Studium und einem Vorbringen beim Heiligen Stuhl eine positive Haltung einzunehmen und jede Polemik zu vermeiden. Wir erklären außerdem, die Gültigkeit des [[Messopfer]]s und der [[Sakrament]]e anzuerkennen, die mit der Intention das vollbringen, was die Kirche vollbringt und nach den Riten zelebriert werden, die in den von den Päpsten [[Paul VI.]] und [[Johannes Paul II.]] promulgierten offiziellen Ausgaben des römischen Meßbuches und den Ritualen für die Sakramente enthalten sind. Schließlich versprechen wir, die allgemeine Disziplin der Kirche und die kirchlichen Gesetze zu achten, insbesondere die Gesetze des von Papst Johannes Paul II. promulgierten [[CIC|Kirchlichen Gesetzbuches]], ungeachtet der der Bruderschaft durch ein besonderes Gesetz eingeräumten Sonderdisziplin" .  
  
In seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" sagte Kardinal Ratzinger ( [[Benedikt XVI.]]) über Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|II. Vatikanum]] bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste Treue zur Lehrverkündigung, besonders [[Pius IX.]] und [[Pius X.]] wie - noch grundlegender - des [[Erstes Vatikanisches Konzil|I. Vatikanums]] und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu [[Pius XII.]] und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?"
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Rom wollte im Gegenzug die kirchenrechtliche Stellung der Piusbruderschaft regeln: Errichtung als Gesellschaft apostolischen Lebens, Einrichtung einer Kommission "fur die Koordinierung der Beziehungen zu den verschiedenen Dikasterien und Diözesanbischöfen sowie fur die Lösung eventueller Probleme und Streitsachen", durch ein Dekret oder eine Deklaration sollte erfolgen: "Aufhebung der 'suspensio a divinis' von Erzbischof Marcel Lefebvre und Befreiung von der durch die Tatsache der [[Priesterweihe]] entstandenen Irregularität. Vorsehen einer "Amnestie" und einer Genehmigung für die Häuser und Kultstätten, die die Bruderschaft bis jetzt ohne Autorisierung der Bischöfe errichtet und benutzt hat". Auch die Weihe eines eigenen Bischofs wurde in diesem Protokoll in Aussicht gestellt: "Aus praktischen und psychologischen Gründen erscheint jedoch die Konsekration eines Bischofs, der Mitglied der Bruderschaft ist, von Nutzen zu sein. Deshalb schlagen wir im Rahmen der dokttinalen und kanonistischen Lösung der Wiedersöhnung dem Heiligen Vater vor, einen aus der Bruderschaft ausgewählten und von Erzbischof Marcel Lefebvre vorgestellten Bischof zu ernennen".
  
==Stimmen zu Marcel Lefebvre==
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Leider hat Erzbischof Lefebvre kurz darauf Forderungen gestellt, die von diesem Protokoll, welches er selbst unterschrieben hatte, abwichen. Als Papst Johannes Paul II. es ablehnte, der Bitte Erzbischof Lefebvres nach der Weihe mehrerer Bischöfe zu willfahren, schrieb dieser am 2. Juni 1988 an den Papst: "Wir werden uns daher selbst die Mittel schaffen, das Werk fortzusetzen, das uns die [[Vorsehung]] anvertraut hat". Noch 1984 sagte er in seinem Werk "Offener Brief an die ratlosen Katholiken": "Man schreibt auch, dass mein Werk nach mir verschwinden wird, weil es keinen Bischof geben wird, um mich zu ersetzen. Ich bin vom Gegenteil überzeugt, ich bin durchaus nicht beunruhigt. Ich kann morgen sterben, alles liegt in Gottes Hand. Ich weiß, dass sich auf der ganzen Welt genügend Bischöfe finden werden, die unsere Seminaristen weihen. Der eine oder andere Bischof würde, auch wenn er heute schweigt, vom Heiligen Geist den Mut erhalten, seinerseits aufzustehen. Wenn mein Werk von Gott ist, wird Er es zu bewahren wissen und dem Wohl der Kirche dienen lassen" (S. 247).
  
*''Es ist klar, dass man alles tun muss, damit diese Bewegung nicht in ein eigentliches Schisma hineingerät, das dann gegeben wäre, wenn Msgr. Lefebvre sich zu einer Bischofsweihe entschließen würde, was er gottlob in der Hoffnung auf Versöhnung bisher noch nicht getan hat.'' - (Joseph Kardinal Ratzinger in "Zur Lage des Glaubens", Neue Stadt 1985, S. 30)
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Aufgrund der dann vierfachen, ohne die Zustimmung des Papstes vollzogene [[Bischofsweihe]]n im Jahr [[1988]] erklärte Papst [[Johannes Paul II.]] am 2. Juli im [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreiben]] ''[[Ecclesia Dei]]'' die [[Exkommunikation]] Erzbischof Lefebvres und der von ihm geweihten Bischöfe. Weil Lefebvre die kirchenrechtlichen Vorschriften missachtete, wurde 1975 der pia unio die Approbation entzogen und deren kanonische Auflösung vorgenommen. Die Piusbruderschaft existiert somit kirchenrechtlich nicht mehr. Wegen Missachtung der kirchlichen Entscheidung und weiterer Weihen ohne päpstlichen Auftrag wurde über ihn die ''suspensio a divinis'' unbefristet verhängt. Als er 1988 die vier besagten Bischöfe weihte, wurde dieses gemäß canon 1364 §1 (Codex Iuris Canonici) als schismatischer Akt gewertet, was auch die kirchenrechtliche Legitimation für die Exkommunikation lieferte.
  
== Dokumentation ==
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Erzbischof Lefebvre erklärte, den apostolischen Auftrag zu den Bischofweihen "von der heiligen römischen Kirche, welche den von den Aposteln empfangenen heiligen Traditionen immer treu ist und uns vorschreibt, daß wir diese Traditionen, das heißt das [[Glaubensgut]], allen Menschen zum Heil ihrer Seelen treu übermitteln" (Mandatum apostolicum für die Bischofskonsekration am 30. Juni 1988) zu haben. Außerdem bestritt er des Eintreten der Exkommunikation mit Berufung auf einen existierenden Kirchennotstand, dem durch die "Operation Überleben" (die Bischofsweihen) begegnet worden sei.
  
'''Aus dem Brief''' von Papst [[Paul VI.]] an [[Marcel Lefebvre]] vom 11. Oktober 1976 (dt.; [lat./ital. siehe '''weblink''' unten]):
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Durch das Dekret  [[Kongregation für die Bischöfe]] vom [[21. Januar]] [[2009]] hob Papst [[Benedikt XVI.]] das Exkommunikationsdekret über die vier von Lefebvre geweihten [[Bischöfe]] wieder auf.
  
"(...) Wir haben einen Monat lang gewartet. Allem Anschein nach hat sich Ihre Haltung, wie sie sich weiterhin durch Ihre Worte und Taten öffentlich zeigt, nicht geändert.
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== Zur liturgischen Frage ==
Zwar haben wir Ihren Brief vom 16. September vor Augen, in dem Sie Uns versichern: „Uns einigt ein gemeinsamer Punkt: Der brennende Wunsch, das Ende aller Missbräuche, die die Kirche entstellen, zu erleben. Wie sehr wünsche ich, mit Eurer Heiligkeit und unter Ihrer Autorität an diesem heilsamen Werk zu arbeiten, damit die Kirche ihr wahres Antlitz zurückerhält.” Wie soll man diese wenigen, an sich positiven Worte, auf die sich Ihre Antwort beschränkt, interpretieren? Sie reden so, als würden Sie die skandalösen, gegen die kirchliche Gemeinschaft gerichteten Worte und Gesten vergessen, die Sie nie widerrufen haben!
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Da die Feier der tridentinischen [[Liturgie]] bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von [[1974]] bis [[1984]] auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den über 550 [[Priester]]n der Priesterbruderschaft St. Pius X. Diese verlangt vielmehr die Rückkehr [[Rom]]s zur Tradition der Kirche.
Sie zeigen keine Reue, selbst über das nicht, was der Grund ihrer Suspension ''a divinis'' war.
 
Sie bekunden nicht ausdrücklich Ihre Zustimmung zur Autorität des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Heiligen Stuhls, und das bildet den Kern Ihres Falles. Sie setzen Ihre eigenen Werke fort, die einzustellen die legitime Autorität ausdrücklich von Ihnen verlangt hat.
 
Die Zweideutigkeit bleibt aufgrund dieser doppelzüngigen Sprache bestehen.
 
  
Was Uns betrifft, so richten Wir nun an Sie, wie Wir es Ihnen versprochen hatten, die Schlussfolgerungen Unserer Überlegungen.
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'''Zitat:''' ''"Je terminerai par mon testament. Je voudrais que ce soit l'écho du testament de Notre-Seigneur: Novi et Aeterni Testamenti... L'héritage que Jésus-Christ nous a donné, c'est son Sacrifice, c'est son Sang, c'est sa Croix. Aussi je vous le dis : Pour la gloire de la Très Sainte Trinité, pour l'amour de l'Eglise, pour le salut du monde : gardez le Sacrifice de Notre Seigneur Jésus-Christ! Gardez la Messe de toujours !"'' (Marcel Lefebvre, 1979). ["Ich werde schließen mit meinem Testament. Ich wünsche, es sei das Echo des Testaments Unseres Herrn: ''Novi et Aeterni Testamenti...'' (des Neuen und Ewigen Bundes). Das Erbe, das Jesus Christ uns gegeben hat, das ist sein [[Opfer]], das ist sein [[Blut]], das ist sein [[Kreuz]]. Auch sage ich Euch: Für den Ruhm der [[Dreifaltigkeit|Allerheiligsten Trinität]], für die [[Liebe]] der [[Kirche]], für das Heil der Welt: Bewahret das Opfer Unseres Herrn [[Jesus Christus|Jesus Christ]] ! Bewahret die [[Messe]] aller Tage !"]
  
(1.) Sie stellen sich praktisch als der Verteidiger, der Wortführer der Gläubigen und Priester hin, die „von dem, was in der Kirche geschieht, zerrissen” sind, wodurch der peinliche Eindruck entsteht, dass der katholische Glaube und die wesentlichen Werte der Tradition durch einen Teil des Volkes Gottes nicht genügend geachtet werden, zumindest nicht in gewissen Ländern.
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In seinem Buch ''"Zur Lage des Glaubens"'' sagte [[Kardinal]] [[Josef Ratzinger]] über Erzbischof Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem [[II. Vatikanum]] bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste [[Treue]] zur Lehrverkündigung, besonders [[Pius IX.]] und [[Pius X.]] wie - noch grundlegender - des [[Erstes Vatikanisches Konzil|I. Vatikanums]] und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu [[Pius XII.]] und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?" Das Kernproblem der Nähe oder mangelnden Nähe einer Lehre zur [[Tradition]] der Kirche thematisierte Kardinal Ratzinger allerdings nicht.
Doch in Ihrer Interpretation der Tatsachen, in der Sonderrolle, die Sie für sich arrogieren, und in der Art, wie Sie sie ausüben, liegt etwas, das das Volk Gottes in die Irre führt und die Seelen, die sich zu Recht nach Treue sowie nach geistlicher und apostolischer Vertiefung sehnen, täuscht.
 
Die Tatsache der Abweichungen im Glauben oder in der sakramentalen Praxis ist allerdings sehr schwerwiegend, wo immer sie geschehen. Ihr gilt seit langem Unsere volle Aufmerksamkeit in Lehre und Seelsorge.
 
Diese Tatsache sollte aber nicht die positiven Zeichen des spirituellen Auftriebs und des zunehmenden Verantwortungsbewusstseins bei zahlreichen Katholiken in Vergessenheit geraten lassen, ebensowenig wie die Komplexität der Ursache der Krise: Der gewaltige Wandel der heutigen Welt berührt die Gläubigen in ihrem tiefsten Inneren und macht die apostolische Bemühung um die, „die fern sind”, noch notwendiger. Es trifft allerdings zu, dass es Priester und Gläubige gibt, die mit dem Wort „konziliar” ihre persönlichen Interpretationen und falsche, schädliche, ja skandalöse und manchmal sogar sakrilegische Praktiken bemänteln.
 
  
Diese Missbräuche können aber nicht dem Konzil selbst zugeschrieben werden, auch nicht den aus ihm legitim hervorgegangenen Reformen, sondern vielmehr einem Mangel an echter Treue ihnen gegenüber. Sie jedoch wollen die Gläubigen davon überzeugen, dass die direkte Ursache der Krise noch mehr sei als eine Fehlinterpretation des Konzils; sie komme aus dem Konzil selbst.
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== Stimmen zu Marcel Lefebvre ==
Außerdem handeln Sie so, als fiele Ihnen eine Sonderrolle auf diesem Gebiet zu. Nun steht aber die Aufgabe, die Missbräuche zu unterscheiden und abzustellen, in erster Linie Uns zu, wie auch allen mit Uns wirkenden Bischöfen. Und gerade Wir erheben gegen diese Exzesse unaufhörlich Unsere Stimme: Bei Unserer Ansprache im Konsistorium vom 24. Mai dieses Jahres [vgl. [[AAS]] 68 (1976), 373 f.] geschah das erneut in klaren Worten. Mehr als irgendjemand verstehen Wir das Leid der fassungslos gewordenen Christen und reagieren auf den Aufschrei der nach Glauben und spirituellem Leben verlangenden Gläubigen. Hier ist nicht die geeignete Stelle, Ihnen, Bruder, alle Akte Unseres Pontifikats in Erinnerung zu rufen, die Unsere ständige Sorge bezeugen, der Kirche die Treue zu der echten Tradition zu sichern und sie auch zu befähigen, mit der Gnade des Herrn der Gegenwart und der Zukunft zu trotzen. Jedenfalls ist Ihr Verhalten widersprüchlich. Sie wollen, wie Sie sagen, gegen die die Kirche entstellenden Missbräuche Abhilfe schaffen. Sie bedauern, dass die Autorität in der Kirche zu wenig geachtet wird. Sie wollen den unverfälschten Glauben, die Hochachtung vor dem Amtspriestertum und den Eifer für die allerheiligste Eucharistie in ihrem vollen Sinn als Opfer und Sakrament erhalten.  
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*''Die Kirche verzichte auf den Kampf gegen den Irrtum? Wahrscheinlich hat Lefebvre nicht bemerkt, dass der Titel der Konzilserklärung von 'gesellschaftlicher und bürgerlicher Freiheit in religiösen Dingen' spricht. Hier steht mehr der Staat als die Kirche auf dem Spiel.'' - (Kardinal [[Albino Luciani]], ''Il Gazzetino'' vom 8. Juni 1977, zit. nach ''Lazzarini'', Johannes Paul I., Freiburg u.a. 1978, S. 79.)
  
Ein solcher Eifer könnte an sich Unsere Ermutigung verdienen, denn dies sind Forderungen, die zusammen mit der Evangelisierung und der Einheit der Christen ständig im Mittelpunkt Unserer Sorge und Unserer Sendung stehen. Wie aber können Sie in Ausübung dieser Rolle behaupten, Sie seien verpflichtet, dem letzten Konzil entgegenzuwirken, in Opposition gegen Ihre Brüder im Bischofsamt, ja sogar dem Heiligen Stuhl zu misstrauen, den Sie als „das Rom der neomodernistischen und neoprotestantischen Tendenz” bezeichnen, und sich in einem offenen Ungehorsam gegen Uns einzurichten? Wenn Sie wirklich, wie Sie in Ihrem letzten persönlichen Brief versichern, „unter Unserer Autorität” arbeiten wollen, ist es zunächst nötig, diese Zweideutigkeiten und Widersprüche zu bereinigen.
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*'''Erzbischof Lefebvre schrieb u.a.:''' 
 
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''"Da [[Israel]] den wahren [[Messias]] zurückgewiesen hat, erfand es für sich einen anderen, diesseitigen und irdischen Messianismus: die Beherrschung der Welt durch das Geld, durch die [[Freimaurer]]ei, durch die [[Revolution]], durch die sozialistische [[Demokratie]]. Indes dürfen wir nicht vergessen, daß es Juden waren, Jünger des wahren Messias, die das wahre Israel gründeten, ein geistliches Königreich, das das himmlische Königreich vorbereitet. Die Weltherrschaftspläne der Juden werden in unserer Zeit Wirklichkeit seit der Gründung der Freimaurerei und der Revolution, die die [[Kirche]] enthauptet und die sozialistische Weltdemokratie eingeführt hat"''.  
(2.) Behandeln Wir jetzt genauer die einzelnen Bitten, die Sie während der Audienz vom 11. September vorgetragen haben. Sie möchten, dass das Recht zur Zelebration der heiligen Messe nach dem tridentinischen Ritus an verschiedenen Kultstätten anerkannt werde. Sie legen auch Wert darauf, weiterhin Priesterkandidaten nach Ihren Kriterien „wie vor dem Konzil” in gesonderten Seminaren wie Ecône auszubilden. Es kommt aber darauf an, hinter diesen und anderen ähnlichen Fragen, die Wir noch später eingehend prüfen werden, den springenden Punkt klar zu erkennen, der ein theologischer ist. In diesen Fragen hat nämlich eine in wesentlichen Dingen verzeichnete Ekklesiologie ihren konkreten Ausdruck gefunden.
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- (Zitiert nach: [[Bernard Tissier de Mallerais]], Marcel Lefebvre. Die Biografie, Stuttgart 2008, S. 639.)
Denn das, worum es geht, ist die wohl als fundamental zu bezeichnende Frage Ihrer klar ausgesprochenen Weigerung, die Autorität des Zweiten Vatikanischen Konzils in seiner Gesamtheit, einschließlich der des Papstes, anzuerkennen sowie als Folgerung dieser Weigerung eine Aktion der Propagierung und Organisierung einer Rebellion – man kann es leider nicht anders nennen. Das ist das Entscheidende und wirklich Unhaltbare. (...)
 
 
 
Auf dieselbe irrige Auffassung geht bei Ihnen die missbräuchliche Zelebration der sogenannten Messe des hl. Pius V. zurück.
 
Sie wissen ganz genau, dass dieser Ritus seinerseits das Ergebnis sukzessiver Änderungen gewesen war, und dass der römische Kanon das erste der heute autorisierten eucharistischen Hochgebete bleibt.
 
Die gegenwärtige Reform hat ihre Daseinsberechtigung und ihre Leitlinien aus dem Konzil und aus den historischen Quellen der Liturgie bezogen.
 
Sie ermöglicht den Gläubigen, sich vom Worte Gottes noch reichlicher zu nähren.
 
Ihre aktivere Teilnahme läßt die einzigartige Rolle des Priesters, der ''in persona Christi'' handelt, unberührt.
 
Wir haben diese Reform kraft Unserer Autorität sanktioniert, indem wir ihre Übernahme durch alle Katholiken forderten.
 
Wenn Wir es im allgemeinen nicht für gut erachtet haben, noch länger Verspätungen oder Ausnahmen bei dieser Übernahme zuzulassen, geschah dies mit Hinblick auf das geistliche Wohl und die Einheit der ganzen kirchlichen Gemeinschaft, denn für die Katholiken des römischen Ritus ist der ''Ordo Missae'' ein vorzügliches Zeichen ihrer Einheit.
 
Es geschah auch, weil in Ihrem Fall der alte Ritus faktisch der Ausdruck einer verzeichneten Ekklesiologie, ein Kampfplatz gegen das Konzil und seine Reformen ist, unter dem Vorwand, nur im alten Ritus seien das wahre heilige Messopfer und das Amtspriestertum ohne Verdunkelung ihrer Bedeutung bewahrt. Wir können dieses irrige Urteil, diese ungerechte Anklage, nicht hinnehmen, noch können Wir dulden, dass die allerheiligste Eucharistie des Herrn, das Sakrament der Einheit, Gegenstand derartiger Spaltungen ist (vgl. 1 Kor 11, 18) und sogar als Werkzeug und Zeichen der Rebellion benutzt wird.
 
 
 
Natürlich hat die Kirche Raum für einen gewissen Pluralismus, jedoch in den erlaubten Dingen und im Gehorsam. Das begreifen diejenigen nicht, die die liturgische Reform in ihrer Gesamtheit ablehnen. Ebensowenig übrigens bei denjenigen, die die Heiligkeit der Realpräsenz des Herrn und seines Opfers gefährden.
 
Auch kann eine Priesterausbildung, die das Konzil ignoriert, nicht in Frage kommen.
 
Wir können also Ihre Bitten nicht in Erwägung ziehen, denn es geht um Akte, die bereits in Rebellion gegen die eine und wahre Kirche Gottes gesetzt werden. Diese Strenge lässt sich, glauben Sie mir, nicht von der Weigerung leiten, in dem einen oder anderen die Liturgie oder Disziplin betreffenden Punkt ein Zugeständnis zu machen. In Anbetracht der Bedeutung und der Tragweite Ihrer Handlungen im gegenwärtigen Zusammenhang hieße das, die Einführung eines von schwerem Irrtum getragenen Kirchen- und Traditionsbegriffs Unsererseits zu akzeptieren.
 
 
 
'''Daher sagen Wir Ihnen, Bruder, im vollen Bewusstsein Unserer Pflichten, daß Sie sich im Irrtum befinden.''' Mit der ganzen Inbrunst Unserer brüderlichen Liebe wie auch mit dem vollen Gewicht Unserer Autorität als Nachfolger Petri fordern Wir Sie auf, zu widerrufen, zur Besinnung zu kommen und der Kirche Christi keine Wunden mehr zuzufügen.
 
 
 
(3.) Was verlangen Wir von Ihnen konkret? (...)
 
 
 
Alle in diesem Brief aufgeführten Punkte haben Wir reiflich abgewogen und in Zusammenarbeit mit den Leitern der betroffenen Dikasterien, allein um des höheren Wohls der Kirche willen, Uns zu eigen gemacht. Sie haben während des Gesprächs vom 11. September zu Uns gesagt: „Ich bin für das Wohl der Kirche zu allem bereit.Die Antwort liegt nun in Ihrer Hand.
 
Sollten Sie sich weigern, die von Ihnen geforderte Erklärung abzugeben – ''quod Deus avertat'' – was Gott verhüten möge, würden Sie suspendiert ''a divinis'' bleiben. Dagegen werden Ihnen Unsere Verzeihung und die Aufhebung der Suspension zugesichert, sofern Sie aufrichtig und ohne Zweideutigkeit bereit sind, den Bedingungen dieses Briefes zu entsprechen und das Ärgernis wiedergutzumachen. Der Gehorsam und das Vertrauen, das Sie unter Beweis stellen, werden Uns ermöglichen, Ihre persönlichen Probleme in aller Ruhe mit Ihnen zusammen zu prüfen. (...)
 
 
 
Mögen Sie also, lieber Bruder, nicht länger zögern, mit sehr lebhafter und gewissenhafter Aufmerksamkeit diese feierliche Beschwörung des demütigen, aber legitimen Nachfolgers Petri vor Gott zu erwägen. Mögen Sie den Ernst der Stunde ermessen und den Entschluss fassen, der allein einem Sohn der Kirche zukommt! Das ist Unsere Hoffnung, dem gilt Unser Gebet.
 
 
 
'''Paulus PP. VI'''
 
 
 
Vatikan, 11. Oktober 1976"
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* Marcel Lefebvre, ''J'accuse le Concile'', Paris 1976.
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* Ders.,  ''Ils l'ont découronné'', Escurolles 1987.
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* [[Bernard Tissier de Mallerais]]: ''Marcel Lefebvre – Die Biografie'', Stuttgart 2008. ISBN 978-3-932691-57-7.
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* Michael Davies: ''Apologia pro Marcel Lefebvre'', Dickinson, Texas 1979 (dt. Ausgabe: 1987).
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* R. Kaschewsky: ''Zur Frage der Bischofsweihen ohne päpstlichen Auftrag'', in: Una Voce Korrespondenz 2 (1988), 86–91.
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* [[Georg May]]: ''Notwehr, Widerstand und Notstand'', Begriffliche Klärungen, Wien: Mediatrix 1984.
  
*Marcel Lefebvre, ''J'accuse le Concile'', Paris 1976.
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'''siehe:''' [[Priesterbruderschaft St. Pius X.#Päpstliche Schreiben]]
*Ders.,  ''Ils l'ont découronné'', Escurolles 1987.
 
 
 
== Weblink ==
 
 
 
*[http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/letters/1976/documents/hf_p-vi_let_19761011_arc-lefebvre_lt.html Papst Paul VI. - Lehrverurteilung von Lefebvre 11.10.1976 (ital.)] /  [http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/letters/1976/documents/hf_p-vi_let_19761011_arc-lefebvre_lt.html Originalfassung (lat.)]
 
 
 
*[http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_commissions/ecclsdei/documents/hf_jp-ii_motu-proprio_02071988_ecclesia-dei_ge.html Motu proprio "Ecclesia Dei"]
 
  
*[http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/blefebvre.html Eintrag hierarchy.org]
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== Weblinks ==
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* [http://www.seminaire-econe.ch/frcom/doc/archives/ph_2a.htm Bilder von der Beerdigung (Ecône)]
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[[Kategorie:Bischöfe Frankreich|Lefebvre, Marcel]]
 
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Aktuelle Version vom 29. November 2018, 20:06 Uhr

Marcel Lefèbvre CSSp (* 29. November 1905 in Tourcoing, Frankreich; † 25. März 1991 in Martigny, Schweiz) war ein Erzbischof der katholischen Kirche (Ebf. em. von Dakar, Tit. Ebf. em., Tit. Ebf. em., Ebf. bzw. Bf. em. von Tulle, Tit. Bf. em.), und em. Generaloberer.

Biografie

Erzbischof Lefebvre auf einer Briefmarke der österreichischen Post

Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 als Sohn der katholischen Eheleute René und Gabrielle Lefebvre, geborene Watine, geboren. Getauft wurde er am nächsten Tag, dem Fest des gekreuzigten Apostel Andreas, getragen von seinem Onkel, Louis Watine-Duthoit und seiner Tante, Marguerite Lemaire-Lefebvre und erhielt den Namen Marcel Francois Marie Joseph Lefebvre. Die Erstkommunion erhielt der kleine Marcel mit sechs Jahren am 25. Dezember 1911. Im Oktober 1915 kam Marcel ins Gymnasium des Herz-Jesu-Kollegs in Tourcoing bei Roubix im Bistum Lille. Sein Theologiestudium absolvierte er am französichen Priesterseminar in Rom (Séminaire Pontifical Français de Rome) unter Henri Le Floch und trat 1931 der Kongregation der Väter vom Heiligen Geist (Spiritaner) bei, nachdem er zuvor im Jahre 1929 in Lille zum Priester geweiht worden war. Er wandte sich 1932 der Afrikamission zu, weshalb er in innerfranzösische Konflikte nicht verwickelt war. In Gabun war er zunächst Professor für Dogmatik und Exegese im Priesterseminar Libreville, ab 1934 zusätzlich auch erfolgreich Regens.

1947 wurde Lefebvre zum Apostolischen Vikar von Dakar (Senegal) ernannt und zum Bischof geweiht. Anschließend versah er diverse Dienste als Titularerzbischof und Apostolischer Delegat für Französisch-Afrika, gründete bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar 62 Bistümer und leitete vier Bischofskonferenzen. Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII. zum ersten Erzbischof von Dakar ernannt, was ihn zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des christianisierten Afrika machte. Nach verdienstreichen Jahren ernannte ihn Papst Johannes XXIII. zunächst zum Päpstlichen Thronassistenten und Anfang 1962 zum Erzbischof von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum Generaloberen der Spiritaner - einer Kongregation, die damals über 60 Bischöfe zählte - gewählt wurde. Als solcher nahm er am II. Vatikanum teil, nachdem ihn Papst Johannes XXIII. schon 1960 zum Mitglied der zentralen Vorbereitungskommission des Konzils berufen hatte. Der sechsfach emeritierte Lefebvre vereinigte im Laufe seines Lebens, wenn auch nicht kumulativ, insgesamt 3 Bischofstitel (zuletzt "Emeritus" von Tulle separat mitgezählt), 3 Erzbischofstitel und den Ehrentitel des Päpstlichen Thronassistenten auf seine Person.

Anbahnung von Opposition gegen das Zweite Vatikanische Konzil

Enttäuscht über den Verlauf des Konzils war er Mitbegründer des "Coetus internationalis patrum", eines Zusammenschlusses der konservativen Konzilsväter, dem 250 Mitglieder angehörten. Zu den bedeutendsten Mitgliedern des Coetus gehörte beispielsweise Kardinal Alfredo Ottaviani. Auf dem Konzil verfasste Erzbischof Lefebvre zahlreiche kritische Stellungnahmen, befürwortete jedoch die Liturgiekonstitution des Konzils und stimmte auch fast allen übrigen Dokumenten zu, da die Tragweite der "Reformen" noch nicht absehbar war. Wegen nachkonziliarer Konflikte in seinem Orden (z.B. sollte ihm die Leitung des Generalkapitels untersagt werden) trat er am 29. Oktober 1968 vom Amt des Generaloberen zurück. In der konfliktreichen Stimmung der 1968er Jahre fand er alsbald Zuspruch für die seine aufgrund schwerwiegender nachkonziliarer Missbräuche entwickelten kritischen Haltung. Bald danach wurde er Gründer und Generaloberer der 1970 gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X., die zunächst vor allem als Trägerin eines Priesterseminars tridentinischer Prägung in Ecône (Schweiz) wirkte.

Bekannt wurde Lefebvre jetzt durch seine Ablehnung der umstrittenen Liturgiereform. Lefebvre berief sich dabei auf die Ottaviani-Intervention, die von Kardinal Alfredo Ottaviani ausgearbeitet worden war, und die Liturgiereform tiefgreifend kritisierte. In seiner Grundsatzerklärung vom 21. November 1974 erklärte Lefebvre, dass kein Katholik, wenn ihm an seinem Seelenheil liege, diese Reform billigen könne, da sie den Glauben an die Realpräsenz schwäche. Der Heilige Stuhl reagierte mit einer forcierten Durchsetzung des Missale Romanum von 1969. Papst Paul VI. suspendierte Marcel Lefebvre am 22. Juli 1976 wegen unerlaubter Priesterweihen von seinen Ämtern. Aus der Sicht Lefebvres war die Suspension jedoch ungültig, da der einzige Grund seiner Suspendierung sein Festhalten an der vorkonziliaren Tradition der Kirche war.

Im September 1976 empfing ihn der Papst abermals in Privataudienz, Erzbischof Lefebvre blieb aber bei seinen Positionen, da er den Glauben durch die nachkonziliaren Veränderungen in Gefahr sah.

Mit Schreiben vom 11. Oktober 1976 (lat., in: Insegnamenti di Paolo VI, Bd. XIV (1976), 810-823; siehe Weblinks unten) erklärte der Papst, dass sich Lefebvre angesichts des von ihm vertretenen Traditionsbegriffs im Irrtum befinde. Erzbischof Lefebvre entgegnete in seinem Brief vom 3. Dezember 1976 an Papst Paul VI., die "schmerzliche Feststellung der Unvereinbarkeit zwischen den Grundsätzen des neuen Kurses und der Überlieferung oder dem Lehramt der Kirche" zwinge ihn zu leidvoller Ablehnung der Reformen, erklärte aber gleichzeitig: "So sehr möchte ich mit dem Stellvertreter Christi und Nachfolger Petri übereinstimmen und ihm vollkommen unterworfen sein, wie ich es, so glaube ich, mein ganzes Leben lang war".

Die unerlaubten Bischofsweihen

Immer wieder schrieb der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Joseph Ratzinger an Erzbischof Lefebvre und leitete im Auftrag des Papstes Verhandlungen, die schließlich zum sogenannten Protokoll vom 5. Mai 1988 führten. Darin heißt es u.a.: "Ich, Marcel Lefebvre, emeritierter Erzbischof-Bischof von Tulle sowie Mitglied der von mir gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X., verspreche der katholischen Kirche und dem Bischof von Rom, ihrem Obersten Hirten, dem Stellvertreter Christi, dem Nachfolger des hl. Petrus und seinem Primat als Oberhaupt der Gesamtheit der Bischöfe, immer treu zu sein; erkläre, die in Nummer 25 der Dogmatischen Konstitutionen "Lumen Gentium" des Zweiten Vatikanischen Konzils enthaltene Lehre über das kirchliche Lehramt und die ihm geschuldete Zustimmung anzunehmen. Hinsichtlich gewisser, vom Zweiten Vatikanischen Konzil gelehrten Punkte oder gewisser nach dem Konzil erfolgten Reformen der Liturgie und des Kultes, die uns mit der Tradition schwer vereinbar erscheinen, verpflichten wir uns, bei deren Studium und einem Vorbringen beim Heiligen Stuhl eine positive Haltung einzunehmen und jede Polemik zu vermeiden. Wir erklären außerdem, die Gültigkeit des Messopfers und der Sakramente anzuerkennen, die mit der Intention das vollbringen, was die Kirche vollbringt und nach den Riten zelebriert werden, die in den von den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. promulgierten offiziellen Ausgaben des römischen Meßbuches und den Ritualen für die Sakramente enthalten sind. Schließlich versprechen wir, die allgemeine Disziplin der Kirche und die kirchlichen Gesetze zu achten, insbesondere die Gesetze des von Papst Johannes Paul II. promulgierten Kirchlichen Gesetzbuches, ungeachtet der der Bruderschaft durch ein besonderes Gesetz eingeräumten Sonderdisziplin" .

Rom wollte im Gegenzug die kirchenrechtliche Stellung der Piusbruderschaft regeln: Errichtung als Gesellschaft apostolischen Lebens, Einrichtung einer Kommission "fur die Koordinierung der Beziehungen zu den verschiedenen Dikasterien und Diözesanbischöfen sowie fur die Lösung eventueller Probleme und Streitsachen", durch ein Dekret oder eine Deklaration sollte erfolgen: "Aufhebung der 'suspensio a divinis' von Erzbischof Marcel Lefebvre und Befreiung von der durch die Tatsache der Priesterweihe entstandenen Irregularität. Vorsehen einer "Amnestie" und einer Genehmigung für die Häuser und Kultstätten, die die Bruderschaft bis jetzt ohne Autorisierung der Bischöfe errichtet und benutzt hat". Auch die Weihe eines eigenen Bischofs wurde in diesem Protokoll in Aussicht gestellt: "Aus praktischen und psychologischen Gründen erscheint jedoch die Konsekration eines Bischofs, der Mitglied der Bruderschaft ist, von Nutzen zu sein. Deshalb schlagen wir im Rahmen der dokttinalen und kanonistischen Lösung der Wiedersöhnung dem Heiligen Vater vor, einen aus der Bruderschaft ausgewählten und von Erzbischof Marcel Lefebvre vorgestellten Bischof zu ernennen".

Leider hat Erzbischof Lefebvre kurz darauf Forderungen gestellt, die von diesem Protokoll, welches er selbst unterschrieben hatte, abwichen. Als Papst Johannes Paul II. es ablehnte, der Bitte Erzbischof Lefebvres nach der Weihe mehrerer Bischöfe zu willfahren, schrieb dieser am 2. Juni 1988 an den Papst: "Wir werden uns daher selbst die Mittel schaffen, das Werk fortzusetzen, das uns die Vorsehung anvertraut hat". Noch 1984 sagte er in seinem Werk "Offener Brief an die ratlosen Katholiken": "Man schreibt auch, dass mein Werk nach mir verschwinden wird, weil es keinen Bischof geben wird, um mich zu ersetzen. Ich bin vom Gegenteil überzeugt, ich bin durchaus nicht beunruhigt. Ich kann morgen sterben, alles liegt in Gottes Hand. Ich weiß, dass sich auf der ganzen Welt genügend Bischöfe finden werden, die unsere Seminaristen weihen. Der eine oder andere Bischof würde, auch wenn er heute schweigt, vom Heiligen Geist den Mut erhalten, seinerseits aufzustehen. Wenn mein Werk von Gott ist, wird Er es zu bewahren wissen und dem Wohl der Kirche dienen lassen" (S. 247).

Aufgrund der dann vierfachen, ohne die Zustimmung des Papstes vollzogene Bischofsweihen im Jahr 1988 erklärte Papst Johannes Paul II. am 2. Juli im Apostolischen Schreiben Ecclesia Dei die Exkommunikation Erzbischof Lefebvres und der von ihm geweihten Bischöfe. Weil Lefebvre die kirchenrechtlichen Vorschriften missachtete, wurde 1975 der pia unio die Approbation entzogen und deren kanonische Auflösung vorgenommen. Die Piusbruderschaft existiert somit kirchenrechtlich nicht mehr. Wegen Missachtung der kirchlichen Entscheidung und weiterer Weihen ohne päpstlichen Auftrag wurde über ihn die suspensio a divinis unbefristet verhängt. Als er 1988 die vier besagten Bischöfe weihte, wurde dieses gemäß canon 1364 §1 (Codex Iuris Canonici) als schismatischer Akt gewertet, was auch die kirchenrechtliche Legitimation für die Exkommunikation lieferte.

Erzbischof Lefebvre erklärte, den apostolischen Auftrag zu den Bischofweihen "von der heiligen römischen Kirche, welche den von den Aposteln empfangenen heiligen Traditionen immer treu ist und uns vorschreibt, daß wir diese Traditionen, das heißt das Glaubensgut, allen Menschen zum Heil ihrer Seelen treu übermitteln" (Mandatum apostolicum für die Bischofskonsekration am 30. Juni 1988) zu haben. Außerdem bestritt er des Eintreten der Exkommunikation mit Berufung auf einen existierenden Kirchennotstand, dem durch die "Operation Überleben" (die Bischofsweihen) begegnet worden sei.

Durch das Dekret Kongregation für die Bischöfe vom 21. Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. das Exkommunikationsdekret über die vier von Lefebvre geweihten Bischöfe wieder auf.

Zur liturgischen Frage

Da die Feier der tridentinischen Liturgie bereits seit 1984 im Falle eines pastoralen Bedürfnisses gestattet wird, also ihre Zelebration nur von 1974 bis 1984 auf persönlich begründete Ausnahmen beschränkt war, ist längst nicht mehr die "alte Messe" der zentrale Streitpunkt zwischen dem Heiligen Stuhl und den über 550 Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. Diese verlangt vielmehr die Rückkehr Roms zur Tradition der Kirche.

Zitat: "Je terminerai par mon testament. Je voudrais que ce soit l'écho du testament de Notre-Seigneur: Novi et Aeterni Testamenti... L'héritage que Jésus-Christ nous a donné, c'est son Sacrifice, c'est son Sang, c'est sa Croix. Aussi je vous le dis : Pour la gloire de la Très Sainte Trinité, pour l'amour de l'Eglise, pour le salut du monde : gardez le Sacrifice de Notre Seigneur Jésus-Christ! Gardez la Messe de toujours !" (Marcel Lefebvre, 1979). ["Ich werde schließen mit meinem Testament. Ich wünsche, es sei das Echo des Testaments Unseres Herrn: Novi et Aeterni Testamenti... (des Neuen und Ewigen Bundes). Das Erbe, das Jesus Christ uns gegeben hat, das ist sein Opfer, das ist sein Blut, das ist sein Kreuz. Auch sage ich Euch: Für den Ruhm der Allerheiligsten Trinität, für die Liebe der Kirche, für das Heil der Welt: Bewahret das Opfer Unseres Herrn Jesus Christ ! Bewahret die Messe aller Tage !"]

In seinem Buch "Zur Lage des Glaubens" sagte Kardinal Josef Ratzinger über Erzbischof Lefebvre: "Wenn man bei der grundsätzlichen Absage gegenüber dem II. Vatikanum bleibt, so sehe ich keinerlei Zukunft für eine dann in sich unlogische Position. Ausgangspunkt für diese Richtung ist ja die strengste Treue zur Lehrverkündigung, besonders Pius IX. und Pius X. wie - noch grundlegender - des I. Vatikanums und seiner Definition des päpstlichen Primats. Aber warum nur die Päpste bis zu Pius XII. und nicht weiter? Ist etwa der Gehorsam gegenüber dem Heiligen Stuhl teilbar nach Jahren oder nach der Nähe einer Lehre zur vorgegeben eigenen Überzeugung?" Das Kernproblem der Nähe oder mangelnden Nähe einer Lehre zur Tradition der Kirche thematisierte Kardinal Ratzinger allerdings nicht.

Stimmen zu Marcel Lefebvre

  • Die Kirche verzichte auf den Kampf gegen den Irrtum? Wahrscheinlich hat Lefebvre nicht bemerkt, dass der Titel der Konzilserklärung von 'gesellschaftlicher und bürgerlicher Freiheit in religiösen Dingen' spricht. Hier steht mehr der Staat als die Kirche auf dem Spiel. - (Kardinal Albino Luciani, Il Gazzetino vom 8. Juni 1977, zit. nach Lazzarini, Johannes Paul I., Freiburg u.a. 1978, S. 79.)
  • Erzbischof Lefebvre schrieb u.a.:

"Da Israel den wahren Messias zurückgewiesen hat, erfand es für sich einen anderen, diesseitigen und irdischen Messianismus: die Beherrschung der Welt durch das Geld, durch die Freimaurerei, durch die Revolution, durch die sozialistische Demokratie. Indes dürfen wir nicht vergessen, daß es Juden waren, Jünger des wahren Messias, die das wahre Israel gründeten, ein geistliches Königreich, das das himmlische Königreich vorbereitet. Die Weltherrschaftspläne der Juden werden in unserer Zeit Wirklichkeit seit der Gründung der Freimaurerei und der Revolution, die die Kirche enthauptet und die sozialistische Weltdemokratie eingeführt hat". - (Zitiert nach: Bernard Tissier de Mallerais, Marcel Lefebvre. Die Biografie, Stuttgart 2008, S. 639.)

Literatur

  • Marcel Lefebvre, J'accuse le Concile, Paris 1976.
  • Ders., Ils l'ont découronné, Escurolles 1987.
  • Bernard Tissier de Mallerais: Marcel Lefebvre – Die Biografie, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-932691-57-7.
  • Michael Davies: Apologia pro Marcel Lefebvre, Dickinson, Texas 1979 (dt. Ausgabe: 1987).
  • R. Kaschewsky: Zur Frage der Bischofsweihen ohne päpstlichen Auftrag, in: Una Voce Korrespondenz 2 (1988), 86–91.
  • Georg May: Notwehr, Widerstand und Notstand, Begriffliche Klärungen, Wien: Mediatrix 1984.

siehe: Priesterbruderschaft St. Pius X.#Päpstliche Schreiben

Weblinks