Jesuiten

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Il Gesú, Rom, Jesuitenkirche

Die Jesuiten, eigentlich Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, Abk.: S.J.), sind der größte Männerorden der Kirche. Sie wurden am 15. August 1534 vom heiligen Ignatius von Loyola gegründet und von Papst Paul III. am 27. September 1540 mit der Bulle "Regimini militantis ecclesiae" und Julius III. mit der Bulle "Exposcit debitum" vom 21. Juli 1550 bestätigt. Die Ordensgemeinschaft breitete sich im 16. Jahrhundert in Europa aus und betätigte sich stark in der Katholischen Reform, insbesondere im Bildungswesen.

Als Missionare waren und sind die Jesuiten in Asien, Afrika und Amerika tätig. Der Zentralismus und das strenge Gehorsamsprinzip wurden strukturelles Vorbild für zahlreiche neuzeitliche Ordensgründungen. Die Jesuiten versprechen besonderen Papstgehorsam. Ignatius von Loyola gründete keinen weiblichen Zweig. Die Jesuiten unterhalten etliche Universitäten und Schulen, außerdem einen eigenen Flüchtlingsdienst.Zusätzlich zu den drei klassischen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam versprechen Jesuiten, dass sie sich vom Papst in die Pflicht nehmen lassen.<ref>Venezolaner P. Arturo Sosa neuer Jesuitengeneral Kath.net am 15 Oktober 2016</ref>

Die Jesuiten haben im Oktober 2016 nach eigenen Angaben 16.400 Mitglieder.<ref>Jesuiten haben einen neuen Generaloberen Katholisch.de am 14. Oktober 2016</ref><ref> Statistik der Jesuiten</ref> Generaloberer der Gesellschaft Jesu war von 19. Januar 2008 Adolfo Nicolas<ref>Adolfo Nicolas neuer Jesuiten-General Kath.net am 19. Januar 2008</ref> und ist seit 14. Oktober 2016 Arturo Sosa Abascal.<ref>Der neue General der Jesuiten: Pater Sosa aus Venezuela Radio Vatikan am 14. Oktober 2016 </ref>

Zum ersten Mal in der Geschichte ist mit Papst Franziskus seit 2013 ein Jesuit Oberhaupt der katholischen Kirche.

Geschichte der Ordensgemeinschaft

Symbol der Gesellschaft Jesu

Ihren Anfang nahm die Geschichte der Jesuiten auf dem Barbara-Kolleg in Paris. Peter Faber aus Savoyen, Franz Xaver aus Navarra, Diego Lainez und Alfonso Salmeron sowie Nicolas Bobadilla aus Leon und sechste Simon Rodriguez waren die ersten Gefährten des heiligen Ignatius, die am 15. August 1534 in der Kapelle des hl. Dionysius die Gelübde der Armut und der Keuschheit ablegten. Eigentlich hatten sie vor, nach Beendigung ihrer Studien in Jerusalem zu wirken - Ignatius hatte die heiligen Stätten Jahre zuvor besucht - doch diese Pläne scheiterten an der Expansion des osmanischen Reiches. So zogen die ersten Jesuiten 1539 nach Rom und wirkten dort in der Krankenfürsorge und auf den Universitäten. Ignatius verfasste hier die Formula Instituti, die die Grundzüge der Gesellschaft Jesu umfasst:

  1. Arbeiten für die christliche Lebensführung und Glaubenserkenntnis durch Predigt, Exerzitien, Caritas und Katechese
  2. Gehorsam gegenüber dem Papst, grundsätzliche Bereitschaft zum weltweiten Einsatz
  3. Gehorsam gegenüber dem Oberen in allen Fragen
  4. Strenge Einhaltung der Armut
  5. Kein gemeinschaftliches Chorgebet, sondern privates Stundengebet

Am 27. September 1540 erkannte Papst Paul III. in der Bulle Regimini militantis Ecclesiae der Gründung den Jesuitenorden an.

Expansion

Von Beginn an verbreitete sich der Jesuitenorden auf der ganzen Welt, so wirkte Franz Xaver in Indien und Japan, Peter Faber und später Petrus Canisius wirkten im Sinne der Gegenreformation im deutschen Reich und zu Ignatius Tod 1556 gab es bereits eine funktionierende Provinz in Brasilien.

Der große, supranationale Einfluss der bestens ausgebildeten Jesuiten auf Kirche und Staat im 17. und 18. Jahrhundert rief so starken Widerstand seitens der Monarchien hervor, dass Klemens XIV. unter dem Druck der romanischen Staaten den Orden am 21. Juli 1773 durch das Breve "Dominus ac Redemptor" auflöste (Jesuitenverbot). Der Orden überlebte insbesondere in Preußen und Russland, verlor aber den Großteil seiner Niederlassungen, Bildungsinstitute und Besitzungen. 1814 wurde der Orden durch Pius VII. wieder eingeführt und wirkte für die Wiedererstarkung des Papsttums. Auch im 19. und 20. Jahrhundert hatten die Jesuiten in vielen Staaten Schwierigkeiten (in Deutschland 1872–1917 verboten, in der Schweiz 1848-1973). Kritiker behaupten, der Orden habe sich vom Verbot eigentlich nicht erholt, sei jedenfalls nie wieder "der alte" Jesuitenorden geworden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen etliche Jesuiten tatsächlich dem Integralismus nahe, in den letzten Jahrzehnten bemühen sich viele, ähnlich vehement, um eine besonders ausgeprägte, also wiederum "gegenwartsnahe" Modernität.

Mitgliederentwicklung

Die Mitgliederentwicklung der Jesuiten
Jahr Ordensmitglieder gesamt Priester
1556 ca. 1.000
1580 ca. 5.100
1600 ca. 8.000
1616 13.112
1640 ca. 16.000
1749 22.589
1773-1814 Aufgehoben
(Ausnahme: Russland)
1814 600
1853 5.200
1884 11.500
1933 22.936 10.166
1950 29.032
1961 35.086
1970 33.828 21.025
1980 27.082 19.908
1990 25.594 17.308
2000 21.490 15.105
2005 19.850 13.965

Der Generalobere

Der Generalobere wird auf Lebenszeit gewählt. Die ertsten 30 Generaloberen der Jesuiten stammten aus Europa. Die letzten Amtsinhaber verfügten aber über eine langjährige Erfahrung aus anderen Kontinenten. In Anspielung auf seine einstige Machtfülle und sein Gewand wurde der Generalobere der Jesuiten früher auch "schwarzer Papst" genannt.<ref>Venezolaner P. Arturo Sosa neuer Jesuitengeneral Kath.net am 15 Oktober 2016</ref>

Bekannte Jesuiten

Jesuitische Niederlassungen in Deutschland

Niederlassung bis 1773
Niederlassung bis 2010

Literatur

  • Mystik des Weges. Der Bericht des Simon Rodrigues: Vom Werden und Wachsen der Gesellschaft Jesu, Übersetzt und eingeleitet von Josef Stierli, Frankfurt/M. 1985 (88 Seiten, Heft).
  • Josef Stierli: Die Jesuiten (Reihe: Orden und Kirche Band 1), Paulusverlag Freiburg/Schweiz 1955 (234 Seiten).
  • Markus Friedrich: Die Jesuiten. Aufstieg, Niedergang, Neubeginn. Piper Verlag 2016 (Geb.; 736 Seiten; ISBN 978-3-492-05539-0).
  • L. Koch: Jesuiten-Lexikon, Paderborn 1934.

Medien

  • CD: Radio Horeb, Sendung Spiritualität, 10. Januar 2008, Orden stellen sich vor: Jesuiten (Die CD ist kostenlos – jedoch Spende erwünscht; sie kann hier unter diesen Angaben mit Adresse bestellt werden) oder Herunterladen (Download): 2008-01-10_sp.mp3 [1]

Päpstliche Schreiben

Pius XI.

Johannes Paul II.

Benedikt XVI.

Franziskus

Weblinks

Anmerkungen

<references />